Es scheint einen ernsten Konflikt zu geben, wenn wir “Ein Kurs in Wundern” in dieser Welt praktizieren wollen. Da ist die Aussage des Kurses, dass es keine Rangfolge von Illusionen gibt, dass in dieser Welt nichts wahrer, wichtiger oder bedeutsamer ist als etwas anderes. Keine Krankheit ist schlimmer als die andere, kein Konflikt gefährlicher als der andere, keine Wahrnehmung wirklicher als irgendeine andere. Doch unser direktes Erleben scheint ein ganz anderes zu sein.
Für uns ist ein Schnupfen lange nicht so schlimm wie eine Lungenentzündung oder gar eine Krebserkrankung, denn wir glauben an das Prinzip Tod und haben Angst davor. Auf dieser weltlichen Ebene scheint es ja auch riesige Unterschiede zu geben, die sehr real erscheinen. Wie kann ich das also in Einklang bringen – diese Aussage des Kurses, wonach es keine Rangfolge von Illusionen gibt, und mein subjektives Erleben, das sehr wohl überall Rangfolgen und Unterschiede wahrnimmt? Ich will es an einem Beispiel beschreiben.
Obwohl ich den Kurs nun schon seit einigen Jahren sehr intensiv studiere und praktiziere, glaubte ich fest daran, dass pharmazeutische Medikamente unabhängig von meinem Glauben an sie wirken, während Homöopathie oder andere alternative Heilmittel überwiegend oder ausschließlich durch den Glauben daran wirken. So war auch meine persönliche Erfahrung, wobei ich niemandem seinen Glauben an Homöopathie und ähnliches nehmen wollte. Es war nicht so, dass ich konventionelle Medikamente für besser oder empfehlenswerter hielt, sondern einfach für wirksamer (wenn auch mit u.U. bedenklichen Nebenwirkungen). Und dabei dachte ich z.B. auch an Ärzte in Krisenregionen, die doch viele Menscheleben retteten mit ihren Medikamenten.
Der Punkt ist aber der: Da diese Welt nunmal der Traum des Träumer-Geistes, also mein Traum ist, so KANN in dieser Welt nur das wirken, woran ich glaube, denn ich – als Träumer-Geist, nicht als Person – bin schließlich ihre einzige Ursache. In dieser Welt gibt es keine Ursachen, sondern nur Abfolgen von aufeinanderfolgenden Wirkungen. Die Ursache liegt allein im Geist. Und da liegt auch mein Glaube, dass pharmazeutische Medikamente stärker und unabhängig vom Glauben wirken als andere. Dies ist so tief in meinem Geist verwurzelt, dass es mir gar nicht mehr bewusst ist. Bei anderen mag es sich vielleicht wieder ganz anders verhalten.
Was mache ich nun im Alltag damit? Ich mache einfach weiterhin das, was ich für richtig und hilfreich halte, woran ich glaube. Alles in dieser Welt ist “Magie”, sowohl das pharmazeutische Medikament, als auch die Globoli oder die pflanzlichen Heilmittel. Deshalb wäre es falsch zu glauben, dass man als Kurs-Schüler bestimmte Heil-Methoden anderen vorziehen sollte. Aber wir sind in der Theorie immer unsere eigenen Praxis voraus *. Wir tun weiter das, woran wir glauben, aber mit einem sanften Lächeln, denn wir wissen, dass es nicht wahr sein kann.
Das ist der subtile Unterschied zu früher. Ich glaube zwar an bestimmte Dinge mehr als an andere (aus verschiedensten Gründen), aber ich halte sie nicht mehr für wahrer als andere. Nichts in dieser Welt IST. Alles erscheint nur so, weil ich daran glaube. Dieser feine Unterschiede bewirkt ein Loslassen. Ich muss nichts mehr verteidigen, nichts mehr vehement vertreten, nichts und niemanden überzeugen. Und dann kann ich offen sein für neue Wege. Vielleicht werde ich irgendwann ein Anhänger der Homöopathie. Vielleicht auch nicht. Aber das spielt überhaupt keine Rolle. Entscheidend ist nur das Loslassen im Geist, denn das bringt den inneren Frieden, unabhängig davon, was mit dem Körper geschieht.
*Die Aussage, dass wir in der Theorie immer weiter als in der Praxis sind, ist von Katja Bode, die mich in diesem Prozess sehr unterstützt hat.
Super erklärt, lieber Tom. 🙂 Es war für mich auch gerade zum Thema körperliche Krankheit und ihren verschiedenen weltlichen Behandlungsmethoden ein längerer Prozess dahin zu kommen, alles als gleich zu betrachten, was mich übrigens sehr entlastet hat, wenn es sich doch in meinem Erleben und Glauben oft noch anders anfühlt. Doch ich komme dadurch jetzt schneller wieder in die Innenkehr und Ruhe. Es ist absolut liebevoll, uns und anderen das zu geben, was wir glauben zu brauchen, um nicht in noch mehr Angst zu kommen. Uns also ehrlich an dem Punkt in der Praxis ernst zu nehmen, wo wir gerade stehen, wenn uns auch theoretisch klar ist, dass wir nicht in Angst sein müssten. Aber auch nur dadurch, dass wir theoretisch schon mehr wissen, können wir gewohntes Denken verlassen und voranschreiten, weil wir dadurch eine Orientierung haben, wohin und worum es geht. Und ja, parallel betrachten wir alles mit dem Heiligen Geist und die weitere Ablösung geschieht Schritt um Schritt.
Ein weiterer für mich ganz wichtiger Punkt bei dem Thema keine Rangordnung der Illusionen, der Unterschiede und der scheinbar verschiedenen Schwierigkeitsgrade hat auch damit zu tun, dass das praxisbezogene Prinzip eben bei ALLEM IMMER das Gleiche bleibt: die Lösung ist die Wahl des Heiligen Geistes! Ich muss nie innerlich etwas anders machen, ob es nun ein Schnupfen, eine Lungenentzündung oder ein Krebs ist, um in Frieden zu kommen und dann in der Welt zu tun, was zu tun ist. Und diese Wahl ist immer gleich leicht! Wir tun uns nur schwerer bei manchen Umständen und Themen, weil wir stärker daran hängen. Und das darf uns liebevoll bewusst werden, um die Macht über uns zu verlieren. 🙂
Liebe Katja, vielen Dank für deine hilfreichen Anmerkungen! Ich sehe es ganz genauso 🙂
Fein. Ergänzen würde ich gerne, dass keine Medikamente zu nehmen der gleiche Fehler sein kann, wie welche zu nehmen. Es spielt keine Rolle, ob ich an die Heilkraft der Welt glaube und mich in einer rastlosen Suche nach ihrer erlösenden Wirkung in ihr verzettele oder ob ich zum Asketen werde und sie durch Vermeiden auszublenden versuche.
In beiden Fällen glaube ich offensichtlich an ihre Bedeutung, die sie für mich hat.
Wenn ich die Welt mit einem Film vergleiche, den ich auch als solchen erkenne, dann hat es keine Bedeutung für mich als Zuschauer, wovon er handelt. Er ist nun mal da, was macht es da aus, wovon er handelt ?
Als ich dein Buch las, Katja, stolperte ich über die Geschichte mit dem kranken Zahn.
Ich glaube, ob du zum Zahnarzt gehst oder nicht, ist nicht der Punkt sondern viel mehr, ob die Illusion eines kranken oder gesunden Zahnes für dich einen Unterschied macht im Hinblick darauf, was du bist.
LG Thomas II
Ja, genau so, lieber Thomas! Dem ist nichts hinzuzufügen.
Viele Grüße 🙂
Lieber Thomas, ganz genau und zu der Erkenntnis kam ich ja auch in meinem Buch bei meiner Zahngeschichte: in Frieden sein, ob mit gesundem oder kranken Zahn, ob ich zum Zahnarzt gehe oder nicht … ich habe alle diese Facetten des Friedens durchlaufen … und am Schluß stand dann, in Wahrheit bin ich kein Körper.
Dann habe ich das damals vielleicht gar nicht verstanden ich weiß es nicht mehr, liebe Katja. 😀